Spätestens mit der großangelegten Attacke Russlands gegen die Ukraine 2022 ist deutlich geworden, dass Kirchengemeinden auch Erdgas als Wärmeenergiequelle möglichst wenig nutzen sollten. Das Gemeindehaus Gransee ist der zentrale Funktionsbau der Kirchengemeinde Gransee. Gransee hat ca. 6000 Einwohner und liegt im Norden von Berlin. Die Kirchengemeinde gehört zum Kirchenkreis Oberes Havelland. Gransee zählt zu den wichtigen Kristallisationskernen kirchlicher Arbeit der Region.
EU-Fördermittel haben dabei unterstützt, das Gemeindehaus energetisch zu sanieren und zukunftsfest zu machen. Im Rahmen der RENplus-Richtlinie des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Brandenburg) beantragte die Kirchengemeinde eine Kombination von Energieeffizienzmaßnahmen sowie einer Anlage zur Nutzung erneuerbarer Energie (Wärmepumpe, Geothermie).
Klar ist: Für kirchliche und diakonische Arbeit, die das ganze Jahr über stattfindet, wird stabile Wärmeversorgung gebraucht. Gleichzeitig hat die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in ihrem Klimaschutzgesetz beschlossen, ihre Emissionen bis 2050 auf null zu senken. Nach der erfolgreichen Sanierung können Seniorenarbeit, gemeindediakonische Arbeit, wie z.B. Pflegeberatungen und Beratungen zu Vorsorge-Vollmachten, Veranstaltungen der Evangelischen Erwachsenenbildung, Vorträge für die gesamte Stadtgesellschaft und auch innovative Angebote wie Schauspiel-Workshops im Gemeindehaus durchgeführt werden, ohne dass durch die Energieverbräuche im Gebäude klimaschädliche Emissionen entstehen.
Gransee gehört zu den vom Land Brandenburg geförderten Städten mit historischem Stadtkern. Daher holte die Kirchengemeinde in Zusammenarbeit mit dem Kirchlichen Bauamt für das Projekt eine denkmalrechtliche Genehmigung ein. Die Durchführung der Maßnahmen fiel zu einem großen Teil in die Zeit der Corona-Pandemie, was in Verbindung mit den förderbürokratischen Hindernissen eine echte Herausforderung darstellte. Die EFRE-Förderung wurde von der Investitionsbank des Landes Brandenburg bearbeitet, die Förderung einer Photovoltaik-Anlage war leider innerhalb der RENplus-Richtlinie nicht möglich. Durch diese mit eigenen Investitionen auf einem Nebengebäude installierte Anlage ist das Gemeindehaus nunmehr weitestgehend energieautark und das Dienst-E-Auto kann mit einer Wallbox geladen werden.
80 Prozent der Treibhausgasemissionen der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz entstehen durch die kirchlichen Gebäude. Daher haben die Kirchengemeinde und der Kirchenkreis mit eigenen Mitteln mittlerweile die geförderten Maßnahmen um eine Photovoltaik-Anlage, einen Energiespeicher und Energiemanagement erweitert. Das EU-Projekt war damit ein wichtiger Baustein, in einem richtungsweisenden Prozess klimaschädliche Gase einzusparen und zu den Emissions-Einsparzielen von Kirchenkreis, Landeskirche und Evangelischer Kirche in Deutschland beizutragen.
Die Kirchengemeinde Gransee arbeitet mit der Stadt Gransee eng zusammen und möchte in Zukunft mit Ihrem Gemeindehaus eine noch engere Verzahnung auch mit kommunalen Angeboten erreichen. Der Gemeindesaal zeichnet sich durch die über die Norm erfolgte „atmende“ Wärmedämmung durch ein angenehmes Raumklima selbst bei voller Belegung aus. Die Geothermie-Anlage und Wärmepumpe ist vorbereitet für eine etwaige Nutzung auch als Kühlung, falls in Zukunft die Sommerhitze in Brandenburg noch deutlich höhere Durchschnitts-Temperaturen erreicht.