6 Minuten mit ...

16.12.2024

... Ute Strelow, Projekt- und Immobilienentwicklung im Kirchenkreis Reinickendorf

Man erkennt Ute Strelow, Projekt- und Immobilienentwicklung im Kirchenkreis Reinickendorf. Sie sitzt auf einer Bank im Kaffee und blickt in die Kamera.Ute Strelow, Projekt- und Immobilienentwicklung im Kirchenkreis Reinickendorf

Dr. Johan Wagner: Frau Strelow. Also, Sie sind zuständig für die Projekt- und Immobilienentwicklung im Kirchenkreis Reinickendorf. Und Sie sind sehr erfahren in der Umsetzung von Mitteln der Europäischen Union (EU). Dafür möchte ich Ihnen schon mal herzlich Danke sagen, weil wir von solchen Menschen nicht so viele in unserer Landeskirche haben. Und auch danke, dass Sie uns heute so ein bisschen erzählt haben, was den Face Campus ausmacht. Können Sie dieses aktuelle Projekt, was Sie umsetzen, kurz erklären?

Ute Strelow: Ja, also Ausgangspunkt war, dass wir eine Kirche vorgefunden haben, die sehr stark schadstoffbelastet war. Sie lag als Bauruine in einem Viertel, was man durchaus als sozialen Brennpunkt beschreiben kann. Und der Kirchenkreis hat mich damit beauftragt, eine Bauidee zu entwickeln. Und mein Credo ist: Gebäude für Menschen zu bauen und nicht nur Gebäude, die uns Geld bringen. Und so entstand die Idee dort – die Kirche musste abgerissen werden – etwas Neues entstehen zu lassen, wo kirchliches Leben für Menschen angeboten wird, außerhalb der klassischen Kirche, auf eine neue Art und Weise. Eine „Landebahn“ für Menschen zu schaffen, die vielleicht gar nicht so kirchennah sind, und das dann möglichst umzusetzen mit öffentlichen Mitteln. Denn: Das Geld liegt auf der Straße, man muss es nur aufsammeln. Und von der EU können wir eine ganze Menge Geld bekommen. Man muss natürlich gucken: Welche Querschnittsziele lobt die EU aus? Was muss ich berücksichtigen, wenn ich die Anfrage stelle? Welche Knöpfe muss ich da drücken, damit ich auch in den Förderhorizont hinein passe und überhaupt eine Chance habe, dieses Geld zu bekommen. 
Wir hatten das Glück, dass in dem Bereich dort auch eine Förderkulisse lag. Insofern war es relativ einfach, erst mal zu schauen, was wir anbieten müssen, damit die Senatsverwaltung am Ende sagt „Ja, das ist ein Projekt, was wir fördern wollen.“ Und das hat dann aufeinander gepasst. Und so kamen wir zu dem Geld.

Dr. Johan Wagner: Das klingt sehr gut. Und jetzt würde mich natürlich noch interessieren – wie sieht diese „Landebahn“ jetzt konkret aus? Könnten Sie die kurz beschreiben?

Ute Strelow: Wir haben ein Verbundprojekt. Einmal gibt es die Kita und dann das daneben liegende Face-Familienzentrum. Insgesamt auf 1500 Quadratmetern eine Kita mit 80 Plätzen. Und das Face-Familienzentrum gibt es schon seit zwölf Jahren, ist mittlerweile vom Kirchenkreis Reinickendorf getragen und hat die Ausrichtung, dass Menschen, die Unterstützungsbedarf haben, bei der Erziehung und Begleitung ihrer Kinder unterstützt werden. Aber nicht top down, sondern wirklich auf Augenhöhe. So werden ganz viele kreative Angebote eigentlich schon vom Mutterleib an gemacht, bei denen wir die Menschen begleiten und sie sich zu Hause fühlen. Und dieses Zuhause ist dieses Face Familienzentrum mit sehr niederschwelligen Angeboten. Gleichzeitig ist es von uns bewusst als Christ:innen auch den Menschen im Quartier angeboten. Und so sollen eben besonders auch die Eltern vom Face Familienzentrum von der Kita begleitet werden, aber natürlich auch alle anderen Bewohner:innen des Quartiers. Und da muss man sehr genau auf die Angebotsstruktur achten, dass sie wirklich die Bedarfe der Menschen identifiziert und dann eben praktisch mundgerecht für sie anbietet. Und da hat auch die Leitung unseres Face-Familienzentrums natürlich viel Erfahrung. Da muss man gute Sozialraumanalysen vorher machen, um dann zu sagen: „Was sind da für Menschen?“
Zum Beispiel ist es so, dass in der Rollbergsiedlung, wo wir den Face Campus bauen, überdurchschnittlich viele alleinerziehende Eltern leben. Und die brauchen was ganz anderes als Familien mit zwei Elternteilen. Da haben wir uns schon ausgerichtet, haben schon vor Jahren im kleinen Bereich angefangen zu arbeiten. Und wenn unser Face-Familienzentrum fertig ist, dann werden wir das im großen Maßstab dort machen.

Dr. Johan Wagner: Das klingt sehr spannend und wir haben jetzt heute auch schon gesehen, dass dieses mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung in dem Programm Europa im Quartier umgesetzte Projekt schon im Entstehen ist. Da steht schon sehr viel. Es ist noch nicht ganz fertig, aber ich habe gesehen, über den Etagen, wo dann das Face Familienzentrum ist und die Kita entstehen wird – da ist auch noch etwas! Können Sie dazu noch ein paar Worte sagen?

Ute Strelow: Dort haben wir zusammen mit der öffentlichen Wohnungsbaugesellschaft Gesobau AG 126 Wohnungen errichtet. Sie sind der Partner in unserem Verbundprojekt. Wir haben einen Teil Erbbaurecht für die Gesobau eingerichtet, dass diese Wohnungsbaugesellschaft die Wohnungen auf 99 Jahre dort betreibt. Und wir bekommen jedes Jahr eine Erbpacht. Herauszustellen ist auch, dass 60 Prozent der Wohnungen mit öffentlicher Förderung, also für Bezug mit Wohnberechtigungsscheinen gebaut wurden, die anderen frei vermietet, aber mit gedeckelter Miete. Alle Wohnungen sind barrierefrei, sind auch im gleichen Standard gebaut. Es ist also auch sehr sozial gerecht, was dort entstanden ist. Und durch diese Kooperation mit der Wohnungsgesellschaft und dem Kirchenkreis Reinickendorf ist eben auch eine langfristige, nachhaltige finanzielle Absicherung der Arbeit dort unten im Erdgeschoss praktisch vorgehalten worden. Denn wir können uns auf keine Kirchengemeinde vor Ort mehr berufen, über die wir Gelder bekommen, sondern das Face-Familienzentrum muss sozusagen autark agieren. Und das wird dann eben auch durch die Erbpacht abgesichert.

Dr. Johan Wagner: Das waren jetzt sechs Minuten mit Ute Strelow und ich danke Ihnen sehr herzlich, dass Sie uns ein bisschen erklärt haben, was in Reinickendorf am Face Campus gerade passiert. Vielen Dank.

Eine Projektbeschreibung des Face Campus finden Sie hier:

Kooperationsprojekt Face Campus

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